Zeittafel zur Geschichte der
St. Johannis Toten- und Schützengilde von 1192 e.V.
und der Stadt Oldenburg in Holstein
Aufgestellt 1982
1190: Tod Kaiser Friedrich Barbarossas auf dem dritten Kreuzzug. In Oldenburg besteht bereits die Kalandsbruderschaft des heiligen Antonius und Laurentius. Das Gedächtnis an diese Bruderschaft sucht Graf Adolf IV. von Holstein zu erneuern, indem die im Jahre 1244 errichtet Kirche Neukirchen dem heiligen Antonius weihen lässt.
1192: Auf dieses Jahr kann die St. Johannis Toten- und Schützengilde zu Oldenburg ihren Ursprung zurückführen. Sie entstand als Kalandsbruderschaft „sunte Catharinae“.
Diese Angabe ist enthalten auf Seite 112/113 im dritten Teil der „Monumenta inedita Rerum Germanicarum praecipue Cimbricarum et Megapoensium“, herausgegeben von Ernst Joachim von Westphalen im Jahre 1743.
Gemeinschaftliche Andachtsübungen waren der Grund, auf dem sie aufbaute, und gegenseitige Hilfsbereitschaft und Geselligkeit wollte sie pflegen. Sie hat über Jahrhunderte enge Bindungen an die Kirche gehabt. Noch nach 1400 ist eine Vikarie der Gilde bezeugt, ein Nebenaltar in der Kirche, an dem Seelenmessen gelesen wurden.
In einer Veröffentlichung der Berliner Morgenzeitung aus dem Jahr 1890 heißt es: „Anlässlich des im Jahre 1890 in Berlin abgehaltenen zehnten deutschen Bundesschießens haben wir festgestellt, daß die St. Johannis Schützengilde in dem schleswig-holsteinischen Städtchen Oldenburg die älteste Schützengilde des Deutschen Reiches sei.“
1201-1227: Die Dänenherrschaft in Holstein.
Der Sturz Heinrich des Löwen, sein vergeblicher Versuch, seine Macht wieder herzustellen und eine unglückliche Politik des holsteinischen Grafen Adolf III. führen zur Herrschaft Dänemarks über Holstein.
In dieser Zeit wird die Gilde als genossenschaftliche Einung für die Sicherheit der Stadt und ihrer Bürgerschaft von besonderer Bedeutung gewesen sein.
22. Juli 1227: Die Schlacht bei Bornhöved bringt das Ende der dänischen Herrschaft.
1233: Graf Adolf IV. verleiht Oldenburg das lübsche Stadtrecht.
1261: In einem Streit zwischen Lübeck und dem Grafen Johann I. von Kiel wird Oldenburg durch Herzog Albrecht von Braunschweig, den die Lübecker zu ihrer Unterstützung gerufen haben, erobert und niedergebrannt.
1370: In der Nacht St. Augustins, am 29. August, bricht in der ersten Morgenstunde im Rathaus Feuer aus. Es brennen zwei Drittel der Stadt nieder.
Durch dieses Feuer sind wichtige Dokumente der Stadt vernichtet worden, wahrscheinlich auch das alte Siegel der Gilde.
1408: Aus Eintragungen im Roten Buch der Stadt ist belegt, daß bereits zu dieser Zeit auf dem Fest der Gilde geschossen wird: „wente vnse borghere all jar ewighe plegen to schetende.“
1420: Im Streit zwischen dem dänischen Könige Erich von Pommern und den Schauenburgern wegen des Rechtes auf das Herzogtum Schleswig greift der dänische König im Kampf um Fehmarn auch Oldenburg und zerstört das Schloss auf dem Wall und die Stadt.
1430: Der Ältermann der St. Katharinen-Gilde, Claus Offe, und die Kämmerer lassen im Rathaus für 10 Mark einen Keller bauen, damit die Gilde alle Jahre über Pfingsten ihren „Gilde“ dort trinken kann.
1460: Als 1459 Herzog Adolf VIII. aus dem Schauenburger Hause, in dessen Hand ganz Holstein mit Ausnahme des Pinneberger Anteils vereinigt ist, stirbt ohne Kinder zu hinterlassen, wählen Adel, Geistliche und Städte den Schwestersohn des Herzogs, König Christian I. von Dänemark, aus dem Hause Oldenburg zu seinem Nachfolger.
1490: Christians Söhne teilen das Land.
Oldenburg und das Gut Kuhof kommen an Herzog Friedrich auf Gottorf und gehören fortan zum Gottorfer Anteil.
1531: Bischof Heinrich von Lübeck überträgt das Patronatsrecht über die Kirche dem Magistrat zu Oldenburg. Damit beginnt in Oldenburg die Reformation.
1566: Aus der Bruderschaft der heiligen Katharina wird durch die Aufstellung einer neuen Gildeordnung – wohl unter dem Einfluss der Reformation – die „Brand-, Sterbe- und Notgilde der heiligen Katharina“. Sie umfasst 99 Gildebrüder.
Ihr anzugehören gilt als besondere Ehre. Zu den Mitgliedern zählen damals 15 Adlige aus der Umgebung Oldenburgs.
1592: Es wird ein neues Gildebuch angelegt, weil das alte vollgeschrieben ist. Zum Eingang des Buches findet man nicht nur den alt überkommenden Wahlspruch der Gilde: „Jhesus Maria Anna Catharina est nostra Patrona“ sondern auch den evangelischen Reformationswahlspruch verzeichnet: „In Gottes Namen. Amen“.
1618 – 1648: Der Dreißigjährige Krieg
1643 – 1645: Der Schwedische Krieg
1658 – 1689: Dänisch-Schwedische Kriege
In dieser langen Zeit der Kriegseinwirkungen hat Oldenburg schwere Belastungen durch Kontributionen und Einquartierungen zu ertragen. Allgemeine Not und Armut führen zum Verfall von Sitte und Ordnung und zu Krisen in der Gilde.
1688: Fünfzehn Mitglieder der Gilde bilden am Johannistage die St. Johannisgilde.
1697: Die St. Johannisgilde übernimmt die Mitglieder der St. Katharinengilde.
Nach mehr als 500jährigem Bestehen wird so aus der Katharinengilde die St. Johannisgilde. Die alten Überlieferungen und Formen bleiben bei dem Wechsel erhalten.
1700 bis 1721: Im großen Nordischen Krieg versucht Dänemark den Gottorfer Anteil an Schleswig endgültig zu erhalten.
Die gottorfische Regierung unter Herzog Karl Friedrich wird von 1713 bis 1720 aus dem Lande vertrieben. Oldenburg hat schwer zu leiden, bekundet aber seine Treue zum Landesherrn. Vielleicht gehört dieses Verhalten mit zu den Gründen, daß die Landesherren in den nachfolgenden Jahren sich Stadt und Gilde sehr freundlich erzeigen.
1732: Herzog Karl Friedrich schießt im Verein mit seinen Hofjunkern nach dem Vogel, und als Schützenkönig führt er in eigener Person den Gildezug nach dem Rathause, um da „in hohem Vergnügen sich lustig zu machen“.
1733: Der Herzog ist mit seinem Gefolge wieder beim Vogelschießen; der Prinz von Eutin wird König. Ein russischer Major der Leibgarde verunglückt tödlich. Wohl infolge dieses Trauerfalles ergeht im Jahre 1737 die herzogliche Verordnung, daß jedesmal am Sonntag vor dem Schießen in der Hauptpredigt für die Gilde gebetet, am folgenden Sonntag öffentlich gedankt und am Morgen des Schießtages in der Kirche eine Gebetsstunde abgehalten werden soll.
1737: Es wird in Gegenwart des Herzogs Karl Friedrich der Vogel nach der Scheibe auf dem Wall geschossen. Der Sohn des Herzogs, der Erbprinz Karl Peter Ulrich, wird König.
Anlässlich der fürstlichen Besuche werden der Gilde in diesen Jahren wertvolle Geschenke gemacht, unter anderem der Goldene Apfel.
1773: Am 1. Juni überträgt Paul I., der Sohn Karl Peter Ulrichs, als Peter III. Zar von Russland, den gottorfischen Anteil an Holstein im Vertrag von Zarskoje Selo dem dänischen Könige Christian VII. Holstein und damit auch Oldenburg unterstehen hinfort dem dänischen Königshause.
1773: Am 15. August, am 10. Sonntag nach Trinitatis, bricht während des Gottesdienstes in der Kuhtorstraße Feuer aus. Gegen 400 Gebäude verbrennen, darunter die Kirche, die Schule, die Prediger-, Armen- und Witwenhäuser. Elf Menschen, Erwachsene und Kinder, kommen ums Leben.
1830: Neben der alten Gilde bildet sich ein Schützenverein. Er will modernere Formen. Aber zu Johanni 1836 schließen die Gilde- und Schützenbrüder sich wieder zusammen.
1848 – 1851: Erhebung Schleswig-Holsteins gegen Dänemark
1864: Krieg Österreichs und Preußens gegen Dänemark
1866: Krieg Preußens gegen Österreich
Die politischen Veränderungen der Jahre 1848 bis 1866 führen dazu, daß Schleswig-Holsten preußische Provinz wird.
1892: Am 23. Juni und den beiden folgenden Tagen kann die Gilde ihr 700jähriges Bestehen feiern.
Kaiser Wilhelm II. stiftet der Gilde zu diesem Fest eine Fahne.
Die Gilde hat auch nach den schweren Jahren des ersten und zweiten Weltkrieges ihre Tradition bewahrt. In vielen Notzeiten der Stadt, wenn Pest, Menschen- und Viehseuchen, Kriege und Brände die Bewohner Oldenburgs heimsuchten, ist ihre ursprüngliche Aufgabe immer wieder lebendig geblieben: gegenseitige Hilfsbereitschaft und Geselligkeit zu üben.
Zusammengestellt für die
St. Johannis Toten.- und Schützengilde von 1192 e.V.
Oberstudiendirektor i.R.
Erich Koglin